Donnerstag, 1. Mai 2014
Ende
Prinz Charming hatte wieder sein Montags-Syndrom:
Sah müde aus, rote Augen, rotes Gesicht. Sah krank aus. Und raffte mal wieder nicht viel.
Vielleicht bekifft er sich ja am Wochenende systematisch?
Und dann manchmal auch noch in der Woche, das könnte die Gedächtnislücken erklären und die Schwierigkeiten, sich an unsere Termine zu erinnern.
Das nennt sich auch das "Amotivations-Syndrom" bei Cannabis-Konsum. Ist aber keine gesicherte Erkenntnis.
Wenn ich Wikipedia mal zitieren darf:
"Im Zusammenhang mit dem genannten Amotivationssyndrom zeigt sich ein zunehmendes allgemeines Desinteresse, gepaart mit verminderter Belastbarkeit.
Der Konsument zieht sich immer mehr in sich zurück und wird sich selbst und den Aufgaben des Alltags gegenüber immer gleichgültiger:
Er fühlt sich den Anforderungen der Leistungsgesellschaft allmählich immer weniger verpflichtet, aber auch immer weniger gewachsen, und schert mehr und mehr aus seinem bisherigen sozialen Gefüge aus."
Hört sich für mich nach Volltreffer aus.

Das allein reicht schon, um Vieles zu erklären, was mir mit Prinz Charming begegnete.
Ebenso passend sind alle Merkmale der dissozialen Persönlichkeitsstörung, was mich weit mehr beunruhigt.
Dieses immerwährende Freundlich-Sein, keinerlei Anzeichen von Gefühlen, die unglaubliche Leichtigkeit dieses Menschen machen mich zunehmend nervös.
Er sitzt in meinem Zimmer, ich winde mich mit meinen Gefühlen bei seiner Kündigung und er sieht mir interessiert dabei zu.
Völlig unberührt von der Kündigungsbotschat saugt er förmlich durch Beobachtung auf, wie ich mich verhalte.
Als wenn er es erlernen will, um es in Zukunft selbst anwenden zu können.
Gleiches erlebe ich Tage später, als wir in einer gemeinsamen Sitzung mit meinem Chef sitzen.
Mein Chef sagt: er will von mir nicht die beste, sondern nur eine gute Lösung.
Ich sage: Die beste Lösung kriegst Du von mir sowieso nicht.
Prinz Charming sieht mich an und beobachtet mich völlig emotionslos.
Er kann mir stundenlang in die Augen gucken, wie immer ohne mit der Wimper zu zucken.
Wenn ich es bemerke und zurückgucke, wendet er nicht die Augen von mir ab.

Er saugt meine mentalen Energievorräte ab. Ich fühle mich ihm nicht gewachsen.
Heute, an seinem letzten Arbeitstag, verstecke ich mich weitgehend hinter meiner Tastatur.
[Ich hatte wieder einen totalen Mitleidsanfall, nachdem ich gestern einen Chorauftritt hatte.
Wir hatten zu einer Preisverleihung gesungen. Einer der Preise war die Durchführung einer Veranstaltung zum Thema:
"Wer bin ich? Was brauche ich? Wie bekomme ich, was ich brauche?"
Ich musste an Prinz Charming denken und das er das gut brauchen könnte, weil er doch letztlich ein armer bemitleidenswerter Mensch ist.]
Da ich morgens beim Zahnarzt war und Schmerzen habe, kann ich mich mit der Entschuldigung, ich hätte Zahnschmerzen,
ohne allzusehr zu lügen, für mein seltsames Verhalten entschuldigen. Soweit bin ich nun schon.
Zum Abschied drücke ich Prinz Charming die Hand und wünsche ihm alles Gute.
Aber seine Hand ist nur ein Stück Gummi und ich kann kaum die Hälfte davon erwischen. Er guckt mir auch nicht in die Augen.
Der Aal ist mir entglitten.

Das Internet ist sich einig: Meiden Sie Kontakt mit solchen Menschen.
Ich denke, das ist ein guter Tipp. Bis zum Schluss hatte ich eigentlich erwartet, da kommt nochmal irgendwas.
Aber vielleicht ist es ja auch noch nicht vorbei.

Bis zum Schluss hat Prinz Charming seinen Schafspelz nicht gelüftet. Und ich habe keine Lust darauf, zu erfahren, was für ein Raubtier dahintersteckt.

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Montag, 28. April 2014
Der charmante Hacker
Prinz Charming hat sich in mein limbisches System eingehackt:

Wir machen unser daily standup, alle sind reihum dran.
Ich denke: Eigentlich könnte Prinz Charming mich jetzt mal ein bisschen anlächeln.
Als der Niederländer redet, sehe ich Prinz Charming auffordernd an.
Prompt reagiert er. Er strahlt mir sein freundlichstes Lächeln mitten ins Gesicht und schaut mir wie immer direkt und ohne mit der Wimper zu zucken in die Augen.
Während ich noch denke: "Wow, das klappt aber prompt!", reagiert mein limbisches System.
Ein Emotionsschub durchfährt meinen Körper vom Kopf bis in die Füße.
Es fühlt sich irgendwie gut an und irgendwie auch nicht.
Mein Denkapparat schafft es nicht mehr, weiter darüber nach zu denken.
Dann ist Prinz Charming an der Reihe.
Er faselt was von wir hätten komisch programmiert und man müsste das alles ganz anders machen.
Ahnüh 4 wird sehr sehr unwillig und schlägt sich die Hand vor die Stirn.
Ich beginne, Prinz Charming zu verteidigen, denn so geht das schliesslich auch nicht.
Dann nehme ich wahr, was ich da tue. Und ich stoppe mich und lasse die Kollegen ausreden.

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