Mittwoch, 28. Juli 2010
Verlernkurve
Könnt Ihr Euch vorstellen, was eine Verlernkurve ist? Das WWW weiss nichts davon. Bis heute, denn heute blogge ich.

Alles fing ganz harmlos an. Ich wollte schummeln und bei meinem heimischen Institut in meinem alten Code etwas nachsehen. Nun habe ich den alten Code auf meinem lokalen PC dort, aber es gibt ja auch noch das Repository, wo alle Beteiligten allen Code sichern und versionieren.

Tja, leider kam ich da dann nicht ran. Warum? Ich hatte vergessen, wie der Computer heißt. Ich hatte vergessen, wie der Pfad ist. Ich hatte vergessen, wie das Kommando zu benutzen ist, ich hatte alles vergessen. Und ich war völlig entsetzt darüber. Kaum ein halbes Jahr woanders und neue Informationen ins Gehirn bekommen, schon sind die alten verschüttet. Aber ich brauche sie doch noch. Und bald wieder!

Ich hatte so sehr gehofft, dass die englischen Informationen friedlich mit den deutschen in meinem Kopf koexistieren könnten. Fehlanzeige.
Es geht einfach nicht. Ich kann nicht gut simultan
* Englisch und Deutsch sprechen
* Englisches und deutsches Keyboard benutzen
* Euro und Pfund finden
* Java und C++ programmieren

Was ich schon gut gelernt habe:
* Links- und Rechtsverkehr
* Fahrrad mit und ohne Rücktritt
* Automatic- und Schaltgetriebe.
Also es geht, aber es kostet was.

Darum also die steile Verlern-Kurve. Wann die Lern-Kurve steil ist, darüber läßt sich ebenso trefflich streiten wie darüber, was denn nun eigentlich Transparenz bedeutet:
http://www.elsvene.de/blog/index.php?/archives/32-Steile-Lernkurve-Schneller-Lernerfolg.html

Nachdem ich keine Verlernkurve gefunden habe, habe ich wenigstens bei "verlernen" ein paar Treffer erzielt. Meist im Bereich Psychologie (Angst verlernen) oder im Bereich Spiele (World of Warcraft: einen Beruf verlernen). Das erstere geht üblicherweise also, indem das Gehirn mit neuen Dingen geprägt wird. Genau was ich hier gerade mache.

Meine eigenen Daemonen (Software-Services, die mit der Automatisierungstechnik sprechen, die niemals ausfällt) machen Sperenzien.

Ein Dämon meldete immer noch alle Sekunde, dass er nicht verbinden kann. Nachdem die Automatisierer das Gerät offensichtlich dauerhaft abgeschaltet haben, haben wir den Dämon nun auch abgeschaltet. Aber erst, nachdem das 2. Filesystem vollgelaufen war und mein Kollege mit dem schwarzen Peter das PFSS (also die Maschine) rebooten musste. Das mit dem Reboot wollte auch nicht so klappen, es mochte sein Zeit-Kommando nicht. Ich habe ihm angeboten, "now" einzutippen. Das hat dann geklappt. Da waren mal Spassvögel am Werk. Irgendwann probiere ich noch mal "later" und "anytime" aus.

Der andere Dämon meldet beim Hochfahren 3 mal in 3 Sekunden Fehler, bevor er tut, was er soll. Das sind die verschiedenen Programmteile(threads), die unabhängig voneinander losgelassen werden, aber trotzdem ist der eine von der information des anderen abhängig. Er versucht dann auf die Anfrage zu antworten, kann es aber noch nicht. Nun tritt ja dieses Problem theoretisch nie auf, weil der Service genauso wie die Automatisierungstechnik immer durchläuft. Trotzdem war der ukrainische Nuschler in meinem Büro und verlangte, dass ich dieses unerhörte Verhalten abstelle. Ich hab ne Weile gebraucht, um das rauszufinden wegen seinem Nuscheln. Lieber hätte ich ja eine email bekommen. Da nuschelt sich schwieriger. Also wie lösen?
Variante 1: der eine Thread muss 3 Sekunden warten (hilft nicht)
Variante 2: der eine Thread wird erst nach dem anderen gestartet (geht nicht)
Variante 3: Der eine thread fragt den anderen an, ob er bereit ist, bevor er reagiert. (weiss ich noch nicht)
Variante 4: Ich behaupte, keine Zeit dazu zu haben und deklariere das Problem als "not urgent" - Priorität 5 von 5.

Was sonst? Der Pool ist warm. Heute wärmer als draußen. Die ersten Brombeeren fruchten auf meinem Arbeitsweg. Ich habe Besuch und fahre mit ihm bald zurück nach Hause. Dann ist erstmal noblog angesagt. Oder es gibt wieder vorpommersche Konkurrenz.

Noch das Allerletzte: Schreibe niemals in eine technische Dokumentation: "Operation of ... Is very straight forward".
Erstens stimmt es nie und zweitens hilft es nicht. Kein bisschen. Heute gelesen in einer Doku von 1977 (!)

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Freitag, 23. Juli 2010
Kryptische email und big debate
Ich bin gebeten worden, von meiner Arbeit zu berichten. Genauer: es entstünde der Eindruck, ich würde hier nur in der Gegend umherfahren. Ja das wär natürlich schön. Aber die Brötchen bzw. die Wabbel-Toasts müssen ja auch verdient werden.

Heute morgen empfing mich diese email im cc:
"subject: excess reportage on PF
Dear PF SSRO
Pls cf CFR 1610379"

PF ist das Subsystem. SSRO ist der Subsystem-Responsible Officer.
Pls=please cf=confirm(?) CFR=CODAS Fault Report
Tja also was tun? In der CFR Datenbank gab es keinen Eintrag mit so hoher Nummer. Schliesslich fand ich dann mit Hilfe meines Gegenübers einen JLS (JETLoggingSystem)- Eintrag.

Und dann konnte ich die ganze Story lesen.
Ein armer CODAS Mensch wurde abends um 9 zuhause angerufen wird, weil der Speicher von 2GB voll Logmessages gelaufen war. Dies, weil "mein" Server alle Sekunde versucht hat, den (die? das?) PLC zu kontaktieren und keine Verbindung bekommen hat. Und da die PLC als zuverlässige Industrietechnik gilt, die 10 Jahre lang niemals ausfällt, kann das ja niemals passieren. ;-) Vermutlich ist auch nur der Strom weg.
[BTW (=bei der Gelegenheit): es gibt jetzt den ersten Virus, der SCADA Systeme befällt. Das Ding versucht wohl Industriespionage und sendet PLC-Code, also Geheimwissen, an eine Adresse im Internet, die es allerdings schon nicht mehr gibt. Betroffen sind mal wieder alle Wi***ws-PCs, sofern sie WinCC oder PCS7 von der Firma Si***ns benutzen und das Teil verbreitet sich über USB-Sticks und Netzlaufwerke allein beim Ansehen von Icons, die links auf Anwendungen sind. Eine davon ist dann eben infiziert. [BTW: es geht ein Virus um im Institut. Mein Gegenüber fühlte sich dizzy. Und 2 Kollegen wurden schon nach Hause geschickt.]]

Dafür habe ich irgendwo in den Weiten des WWW eine Kolume gelesen, in der sich ein User(am PC arbeitender Mensch) darüber beim Systemadministrator beschwert, weil er so wenig Speicher-Platz hat und ihm vorrechnet, dass er in einem Jahr mehr Toilettenpapier verbraucht als der Speicherplatz kostet. Ist schon erstaunlich, wie exorbitant teuer Toilettenpapier heutzutage ist. In unserer WG ist das auch der kostenintensivste Posten in der Gemeinschaftskasse. In Belgien muss es noch teurer sein, weil E. immer welches von England nach Belgien geschafft hat. Vielleicht war der Autor ja auch Belgier.
Also: Wer hat das teuerste Toilettenpapier zu bieten? Ich checke nachher die Preise und geb dann meinen Kommentar dazu ab. [Natürlich hat der Typ nicht die sog. TCO(=Total Cost of OWnership) beachtet, denn der Speicherpreis sagt wenig über die Gesamtkosten der Datenspeicherung. Schliesslich will der Admin ja bezahlt werden dafür, dass er dem Anwender den Platz nicht gönnt ;-)]

So, nun genug von Arbeit und unmöglichen Abkürzungen und verschachtelten Klammern.

Ansonsten wirds jetzt politisch. Es gibt eine Große Debatte.

The web address is www.oxfordshire.gov.uk/bigdebate

Councillor Keith Mitchell, the Leader of Oxfordshire County Council, said: "People should have no illusions about the stark nature of the choices that face us here. We will have to cut back significantly if not completely on some of our services. The level of change will be unprecedented.

It is important that we factor in the views of Oxfordshire residents when making these incredibly tough choices. Constructive and innovative ideas are very welcome."

Ach, ich liebe die Demokratie! Solange genug Geld da ist, wird es ausgegeben. Aber wenn nix mehr da ist, wird das Volk gefragt, wo es zuerst sparen möchte. Leute, das ist kein Sarkasmus. Ich meine das ernst. Ich finde es gut, zuzugeben, wenn man nicht mehr weiter weiss.
Immerhin erinnere ich mich noch an den real existierenden Sozialismus. Da hatte die Partei immer recht.

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