Pommersches Kochbuch
Einem geschenkten Gaul guckt man nicht ins Maul, aber diesmal guckte ich doch endlich in mein Geburtstagsgeschenk vom vorletzten Jahr oder so.
Es handelt sich um das Pommersche Kochbuch, herausgegeben von H.v.Geibler, einem Nachdruck der Ausgabe aus dem Jahr 1925.

Bei einem interessanten Rezepttitel gleich auf Seite 5 blieb ich hängen (meine Kommentare in Klammern):

Schildkrötensuppe
(Ich wusste garnicht, dass es 1925 Schildkröten in Pommeren gab!)

Der Hauptbestandteil dieser Suppe ist die amerikanische Schildkröte:
In Ermangelung dieses seltenen Tieres nimmt man 1 Kalbskopf, und wenn es für 30 Personen sein soll, noch 3 Kalbsfüße dazu.
Dieser Kopf und Füße werden eine Nacht gewäsert, die Augen ausgestochen, das Maul recht aufgesperrt, damit die Zunge etwas gereinigt werden kann.
Dann warm abwaschen, recht früh mit Salz in kaltem Wasser aufgesetzt, abgeschäumt, recht viel Gewürz und Lorbeerblätter dazugetan (mit Katze auf dem Schoß tippt es sich schwierig), dann ganz langsam kochen lassen, damit es recht weich wird. Dann nimmt man den Kopf usw. heraus, schneidet alles Gallertartige davon ab, dies in kleine schmale Stücke, aber keine Fleischstücke dazu, denn die Schildkröte besteht nur aus solchem gallertartigen Fleisch, von den Füßen ebenfalls dazu (die Katze schnurrt).
Diese Masse tut man in eine Topf, gießt gute Bouillon dazu und etwas Madeira oder Portwein, läßt es auf heißer Stelle ziehen und ganz wenig dämpfen. Die Suppe besteht nun aus einer sehr kräftigen Bouillon von Rind- und Hammelfleisch, die man mit Gewürz, auch einigen Schoten, Muskatblüten, Lorbeerblättern, alles doppelt viel, ebenso Pfefferkörner kocht; auch wenn man Jus von Kalbsbraten oder Roastbeef hat, nimmt man dazu, um die rechte Kraft hervorzubringen. (Die Katze schläft)
Dann tut man soviel Schwitzmehl, dass die Suppe etwas sämig ist, und auch etwas braunen Zucker dazu, da die Farbe bräunlich sein muss. (Die Katze hat den Platz verlassen)
Das Schwitzmehl muß 1 1/2 Stunde mit der Bouillon gut zugedeckt kochen.
Kurz vor dem Anrichten tut man 1 Glas Madeira oder Portwein nebst dem Kalbskopf oder die wirkliche Schildkröte, die man in Büchsen kauft, (AAAAHHHH!!!!) dazu. In der Regel gibt man noch ganz kleine Fischklößchen (irgendeine Fleischsorte, die hier noch nicht drin ist außer Schildkröte?), wie eine kleine Niere groß und in Wasser vorher gekocht, dazu.

Wohl bekomm's! Wer hätte gedacht, was für geniale Kochbücher es heutzutage gibt! Nicht nur dass es Inhaltsverzeichnisse und Zutatenlisten gibt, auch die Anzahl an Personen, die das Gericht sattmacht, wird heutzutage dazugeschrieben. Von Bildern zu schweigen.

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arboretum, Dienstag, 18. September 2012, 13:16
Mein Vater hatte ein altes Kochbuch, da begann das Rezept für einen Schokoladenkuchen mit den Worten: Man nehme 10 Eier und lasse das Eiweiß vom Dienstmädchen steif schlagen.